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Die alpine Segelfluggruppe Zweisimmen vor bald 50 Jahren - von Urs Bläsi

Autorenbild: ASGZASGZ

Die alpine Segelfluggruppe Zweisimmen existiert nun schon bald seit 50 Jahren. Für einige jüngere Mitglieder ist es kaum vorstellbar, wie sich die (Flug-)Technik derart rasant entwickelt hat und gleichwohl vieles ähnlich blieb. Umso spannender ist es, alte Bildern zu durchstöbern und sich die vergangene Zeit vorzustellen. Herzlichen Dank an unser Mitglied Urs Bläsi, welcher die Bilder der Gründung wie auch vom ersten Grundkurs der alpinen Segelfluggruppe Zweisimmen von 1970 und 1971 zur Verfügung gestellt hat! Urs Bläsi hat hierzu einen hochspannenden und ausführlichen Erfahrungsbericht zusammengestellt, welcher nachfolgend aufgeführt ist:


Ich kann es selbst kaum glauben, dass bald 50 Jahre seit der Gründung der ASGZ im Jahre 1970 und dem ein Jahr späteren Betriebsbeginn verflossen sind. Mit Jahrgang 1939 habe ich im Mai 1970 als 31-Jähriger in Schänis den Segelfluglehrkurs unter den Fittichen des damaligen "Eidgenössichen Luftamtes" absolviert!


Die Schweiz war damals in tiefer Trauer und Aufruhr nach dem Terroranschlag auf eine SWISSAIR-Coronado am 21. Februar 1970 als an einem regnerischen kalten Samstag um 13:21 Uhr kurz nach dem Start der Swissair-Coronado, Kurs 330, Zürich - Tel-Aviv an Bord eine Bombe explodierte.  Das Flugzeug befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits über Brunnen/SZ und die Besatzung wollte nach Zürich-Kloten zurückkehren. Leider war die Coronado über Würenlingen/AG nicht mehr steuerbar und stürzte ab. In dieser Notlage forderte der Kanton Aargau beim Bundesrat "freundeidgenössische Hilfe" an. Bereits Stunden später war das umfangreiche Absturzgebiet polizeilich und militärisch abgesperrt. Bereits unmittelbar nach dem Unglück waren zahlreiche "Souvenirsammler" unterwegs, weil grossem Mengen Trümmer- und Effektenteile weiträumig verstreut lagen.


Ich war an diesem Tag in den frühen Abendstunden auf dem Flugplatz Grenchen und ich bereitete mich dort theoretisch mit meinem Fliegerkollegen Hanspeter Stocker auf den Fluglehrerkurs vor. Als Angehöriger der Fahndungsabteilung des Polizeikommandos Solothurn kehrte ich sofort an meinen damaligen Wohnort Solothurn und an meinen Arbeitsplatz zurück und half bei der Bildung einer rund 20-köpfigen Hilfstruppe aus dem Kanton Solothurn mit. Bereits tags darauf vor Tagesanbruch befanden wir uns auf dem Absturzgelände in Würenlingen und nahmen zusammen mit Korpsangehörigen anderer Kantone unsere Arbeit auf. Diese erstreckte sich für mich über eine Zeitdauer von 4 Wochen ohne Freitage bei einer jeweiligen Wegfahrt von zuhause um 0500 h und Rückkehr um 2000 h. Aufgrund des schwierigen Absturzgeländes konnte nur tagsüber gearbeitet werden mussten doch nach der Leichenbergung mit Hochdruck die Suche nach Beweismaterial vorangetrieben werden. Diese war mit dem Fund eines Teils des Bombenzünders erfolgreich.


Doch zurück zum Fluglehrerkurs in Schänis. Dieser verlief im Rahmen des Üblichen und er war für mich nach den geschilderten Einsätzen im Frühjahr eigentlich erholsam. Nach unserer Rückkehr nach Grenchen wurden Hanspeter Stocker und ich von Otto Sallaz dem damaligen Leiter der Segelfluggruppe Grenchen mit rund 600 Mitgliedern (auf dem Papier) doch nur einer verhältnismässigen kleinen Anzahl von wirklich aktiven Mitgliedern in der Segelflugschulung mit Schwerpunkt Abendschulung eingesetzt. Bereits nach einigen Wochen hatte ich das Pflichtsoll von 150 Schulung-Segelflugstarts erreicht. In diesen Jahren war im Bereiche Segelflug ein wahrer Run zu verzeichnen und die publizierten Kurse waren immer sofort ausgebucht.


Während der Winterszeit hörte ich von Cheffluglehrer Walter Martig zum ersten Mal von der neugegründeten Segelfluggruppe ASGZ in Zweisimmen. Weiter war die Rede davon, dass O. Sallaz "im Nebenamt" Vertreter der Firma Schleicher in Poppenhausen der ASGZ eine von unseren drei Doppelsitzern des Typs Rhönlerche HB-590 und eine fabrikneue Schleicher Ka 8 habe verkaufen können. Allerdings sei O. Sallaz verpflichtet worden der ASGZ einen Fluglehrer im Monat Mai 1971 für den 14-tägigen Segelflug-Grundkurs zur Verfügung zu stellen. Beim fraglichen Fluglehrer handelt es sich um Walter Martig SMG-Cheffluglehrer welcher an der Gründungsversammlung der ASGZ in Zweisimmen anwesend war. Walter äusserte sich nach seiner Rückkehr lobend über den bei der ASGZ herrschenden innovativen Geist und über die Freundlichkeit der Mitglieder. Mir ist nur noch bekannt, dass Walter Martig einige Male im Winter 1970/1971 besuchsweise in Zweisimmen war um den ASGZ Grundkurs "aufzugleisen!"


Im Frühjahr 1971 hörte ich von Walter Martig welcher in einer grösseren Firma in Burgdorf arbeitete und bei der SMG wie viele andere ehrenamtlich mit einer bescheidenen Entschädigung im Einsatz waren, dass er von seinem Chef keinen Urlaub für den geplanten ASGZ-Einsatz bekomme. Schliesslich konnte ich "für einen Teil meiner Ferien" und Kompensationstagen den Fluglehrereinsatz von 02.-24.05.1971 übernehmen. Zuvorkommend wurde mir und meiner Familie von den Segelflug-Anwärtern in Matten St. Stephan eine Ferienwohnung zur Verfügung gestellt.


Selbstverständlich war ich nach der Festlegung des Grundschul-Termins einige Male in Zweisimmen um mich vorzustellen und Erfahrungen aus meiner Fluglehrertätigkeit einfliessen zu lassen. Der Kurs verlief in gegenseitigem Vertrauen in gelöster Atmosphäre. Schliesslich waren die in den besten Jahren stehenden Pilotenanwärter vorher noch nie in einem Segelflugzeug mitgeflogen. Immerhin konnten alle am Ende des Kurses den Alleinflug absolvieren was auf den Bildern von 1971 dokumentiert ist...! Weiter machten selbstverständlich auch lustige Episoden die Runden...


Im Frühjahr des folgenden Jahres 1972 wurde ich vom Vorstand der ASGZ betreffend einem weiteren Grund- und Weiterbildungskurs angefragt welchen ich gerne im positiven Sinne beantwortete. Ich darf erwähnen, dass ich ab Juni 1971 oft von Hanspeter Stocker als Fluglehrer unterstützt und vertreten worden bin. Wie aus den Bildern des Jahres 1971 hervorgeht habe ich mit meiner Familie in Zweisimmen zahlreiche schöne und erholsame Tage verleben dürfen, hatten wir doch später noch viele Jahre in Blankenburg eine ausgezeichnete Ferienwohnung.


Während meinen/unseren Aufenthalten in Zweisimmen konnten wir so jeweils ein Weekend für den Flugbetrieb einsetzen, so habe ich doch laut meinen Flugbüchern im Rahmen der ASGZ insgesamt gegen 1000 Schul-, Kontrollflüge, Pax-Flüge und Privatflüge absolviert.  Daher freut es mich sehr, dass sich die ASGZ dank dem grossen Einsatz der Mitglieder auf gutem Kurs befindet.


Ab dem Jahre 1992 bis 2009 habe ich mit Motorsegler ASK 16, HB-2030 rund 5700 Stunden europaweit und in Leewellen geflogen was zusammen mit meiner Erfahrung mit Segelflugzeugen vom 1300 Stunden eine Gesamttotal von 8000 Stunden mit insgesamt 5919 Landungen ergibt. 2009 habe ich aus freien Erwägungen die Fliegerei aufgegeben und ich habe die ASK 16, HB-2030 verkauft. Sie ist seither in Beromünster stationiert!


Geblieben sind viele liebenswürdige Begegnungen und Kontakte an die ich mich immer wieder gerne erinnere. Aber ich denke auch oft an die, welche uns für immer verlassen haben. Auch ich hatte im Sommer 1978 den tödlichen Verlust eines 47-jährigen Berufskollegen beim 2. Alleinflug mit einer Ka 8 in Grenchen zu beklagen was mir heute noch nahe geht. Autor: Urs Bläsi, 21. März 2017.




















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